Lothar Wolleh »
Künstlerporträts
Porträtfotografien der sechziger und siebziger Jahre
Exhibition: 27 Mar – 25 May 2014
Wed 26 Mar 19:00
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstr. 4-6
39104 Magdeburg
Tue-Sun 10-17
Kunstmuseum Magdeburg
Regierungsstr. 4-6
39104 Magdeburg
+49 (0)391-565020
presse@kunstmuseum-magdeburg.de
www.kunstmuseum-magdeburg.de
Tue-Sun 10-17, Sat/Sun 10-18
Lothar Wolleh (1930-1979)
Künstlerporträts – Porträtfotografien der sechziger und siebziger Jahre
Ausstellung: 27. März bis 25. Mai 2014
Auf Anregung seines Freundes, des Malers und Objektkünstlers Günther Uecker, begann Lothar Wolleh ab 1967 systematisch insgesamt über einhundert international bekannte Maler, Bildhauer und Aktionskünstler zu porträtieren, darunter Gerhard Richter, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely. Am Anfang stand dabei die Düsseldorfer Kunstszene, veröffentlicht 1972 im Band „Art Scene Düsseldorf 1“. Die Fortsetzung, „Art Scene Düsseldorf 2“, blieb unveröffentlicht. Nicht nur diesen, sondern auch den späteren Aufnahmen, die in Paris, Mailand und anderen Orten entstanden sind, ging eine tiefe emotionale Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Künstler und dessen Werk voraus, sodass die Komposition nicht dem Augenblick entsprungen ist. Die Fotografierten befinden sich zwar fast immer im Zentrum des Bildes, aber der Vordergrund ist ebenso oft ungewöhnlich großzügig. Es scheint, als seien sie grafische Elemente, die in der Szenerie beinahe verschwinden, wie Man Ray. Das nimmt den Bildern das Psychologisierende und lenkt die Aufmerksamkeit von der Person auch auf die umgebende Szenerie, die wiederum als Teil der Persönlichkeit verstanden werden kann und sie dadurch charakterisiert.
Lothar Wollehs Bilder dokumentieren nicht nur eine Zeit des tiefen, bis heute spürbaren Umbruchs der Kunst, sie sind selbst Teil dieses Prozesses, in dem sich u.a. die Fotografie als anerkanntes künstlerisches Medium durchsetzte.
1970 fotografierte Wolleh die Aktion Filz-TV von Joseph Beuys. Weitere Projekte waren 1971 Aufnahmen, die Beuys beim Aufbau seiner Ausstellung im Moderna Museet in Stockholm zeigen sowie das im gleichen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Künstler entwickelte und 1973 erschienene „Unterwasserbuch“. Ein weiteres bedeutendes Künstlerbuch war das gemeinsam mit Günther Uecker 1970/71 herausgegebene „Nagelbuch“. Später, 1975, realisierten beide das Video zur Schwarzraum-Weißraum-Aktion von Uecker, die 1972 für die Ausstellung „Szene Rhein-Ruhr '72“ konzipiert worden war.
Das Kunstmuseum Magdeburg zeigt eine Auswahl aus der Reihe der Künstlerporträts.
Die Ausstellung findet statt in Kooperation mit dem Roncalli-Haus, Magdeburg. Dort ist eine Fotoserie Lothar Wollehs zu sehen, die 1962 bis 1965 während des II. Vatikanischen Konzils entstand.
Lothar Wolleh (geb. 1930 in Berlin, gest. 1979 in London) studierte von 1946 bis 1948 Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. 1950 wurde er wegen angeblicher Spionage durch die sowjetische Besatzungsmacht verhaftet und bis 1956 im Straflager Workuta in der UdSSR inhaftiert. 1956 kam er frei und kehrte nach Berlin zurück. Nach einer Ausbildung beim Letteverein, einer Berufsfachschule für Fotografie, Grafik und Mode, studierte er von 1959 bis 1961 an der Folkwangschule in Essen. Zu seinen Lehrern gehörte der Fotograf Otto Steinert.
Nach dem Studium ließ sich Lothar Wolleh in Düsseldorf nieder und war als Werbefotograf für verschiedene Agenturen tätig. 1965 erschien sein erstes Fotobuch, „Das Konzil“. 1970 veröffentlichte er das Buch „UdSSR – der Sowjetstaat und seine Menschen“, mit Aufnahmen, die während einer mehrmonatigen Reise entstanden waren. Im selben Jahr fotografierte er die spektakuläre Aktion „L’Ultima Cena“ der Neuen Realisten in Mailand. Es folgten weitere Projekte mit Günther Uecker, Reisen nach Südamerika, Polen und Asien. Die Mitte der sechziger Jahre begonnene Reihe der „Künstlerporträts“ setzte er bis zu seinem Tod fort. Sie bildete, mit den künstlerischen Projekten, in den siebziger Jahren den Schwerpunkt seiner Arbeit.