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Visuelles Gedächtnis der
FRANZ XAVER SETZER
Der Autor Stefan Zweig mit seiner Frau Friderike
© IMAGNO/Archiv Setzer-Tschiedel

Franz Xaver Setzer »

Visuelles Gedächtnis der "Wiener Gesellschaft"

Von Stefan Zweig bis Arnold Schönberg, von Grete Wiesenthal bis Maria Jeritza

Exhibition: 18 Dec 2013 – 13 Jan 2015

Leopold Museum

Museumsplatz 1
1070 Wien

+43 (1)-525701507


www.leopoldmuseum.org

Wed-Mon 10-18, Thu 10-21

Visuelles Gedächtnis der
FRANZ XAVER SETZER
Der Komponist Arnold Schönberg. Wien
© IMAGNO/Archiv Setzer-Tschiedel

VISUELLES GEDÄCHTNIS DER »WIENER GESELLSCHAFT«
Franz Xaver Setzers Porträtfotos


Von Stefan Zweig bis Arnold Schönberg, von Grete Wiesenthal bis Maria Jeritza

Ausstellung bis 13. Jänner 2015

Einen spannenden Einblick in die mondäne Welt der Wiener Society der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts gewährt das Leopold Museum im Rahmen der Dauerpräsentation »Zwischen den Kriegen. Kunst von 1918 bis 1938«. Gezeigt wird eine Auswahl von über hundert Porträtfotografien der 1920er und 1930er Jahre aus dem Atelier des Wiener Fotografen Franz Xaver Setzer.

Franz Xaver Setzer (1886–1939) war einer der bedeutendsten Fotografen der Wiener Society in einer Epoche voller Stil und Glamour. Das 1911 eingerichtete Dachatelier in der Museumstraße im siebenten Bezirk war bald Treffpunkt der Reichen und Schönen, der Bourgeoisie und der Künstler, die »Wiener Gesellschaft« ging bei Setzer ein und aus. Sein Studio ist das einzige heute noch im Original-Zustand erhaltene Fotoatelier der Zwischenkriegszeit.

Für die Welt der Bühne war ein Besuch bei Setzer ein absolutes Must. Operndiven wie Maria Jeritza, Elisabeth Schumann, Jamilla Novotná, Lotte Lehmann oder Startenor Leo Slezak blickten mit Vergnügen in das Objektiv von Setzers Kamera. Die Künstler ließen sich mit Vorliebe in ihren Bühnenkostümen ablichten.

Nicht nur Opernsänger, auch Komponisten, Regisseure, Theaterschauspieler, alles was in der Welt der Bühne Rang und Namen hatte, ließ sich von Franz Xaver Setzer verewigen. Bedeutende Literaten wie Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Felix Salten und Richard Beer-Hofmann und der geniale Regisseur Max Reinhardt wurden von Setzer auf unverwechselbare Art und Weise festgehalten. Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts wie Giacomo Puccini, Richard Strauss, Maurice Ravel oder Arnold Schönberg wurden in den 20er Jahren von Setzer verewigt, ebenso der Operettenkomponist Franz Lehár. Ein schönes Beispiel aus der glanzvollen Operettenära ist das Foto der Sopranistin Betty Fischer, in einer Rolle in der Operette »Die Königin« von Oscar Straus.

Zwei in den dreißiger Jahre entstandene Fotos zeigen bedeutende Dirigenten mit dramatisch divergierenden Biographien: Den streng, frontal in die Kamera blickenden Bruno Walter, der nach der Machtergreifung der Nazis nach Österreich und später in die USA emigrieren musste und der von den Nazis vergötterte Clemens Krauss mit seinem markantem Profil. Beeindruckend sind auch die Aufnahmen der Schauspielgiganten wie Conrad Veidt - in seiner Filmrolle des Cesare in »Das Cabinet des Dr. Caligari«, Raoul Aslan, Emil Jannings, Attila Hörbiger, Paula Wessely, Ewald Balser und Wolf Albach-Retty.

Weitere Highlights unter den Fotos aus den 1920er und 1930er Jahren sind die Aufnahmen des österreichischen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas, des Unternehmers Julius Meinl III. oder von Igo Etrich, dem Flugpionier und Erfinder der Etrich-Taube. Besonders interessant sind die Porträts von Elisabeth Ephrussi, Großmutter von Edmund de Waal, Autor von »Der Hase mit den Bernsteinaugen«, der Entwicklungspsychologin Charlotte Bühler, der Fotografin Lisette Model oder jenes der Tänzerin Grete Wiesenthal. Entzückend Schauspielerin Lotte Medelsky als Marthe Schwerdtlein in Goethes »Faust«, verwegen der Tänzer Toni Birkmeyer als Prinz Karneval. Bezaubernd die drei »Kinder von Baron Loudon«, kurios die eleganten aus Norwegen stammenden und in den USA beliebten Entertainer »The Rocky Twins«, aufgenommen 1929.

Visuelles Gedächtnis der
FRANZ XAVER SETZER
Die Sopranistin Betty Fischer in der Operette
»Die Königin« von Oscar Straus
© Photoarchiv Setzer-Tschiedel

Nach dem Tod von Franz Xaver Setzer hatte seine Assistentin Marie Karoline Tschiedel (1899 - 1980) den Betrieb übernommen und führte ihn bis 1979 weiter. In diesem Jahr wurde das Atelier geschlossen und dank glücklicher Umstände bis heute unverändert bewahrt.

Der Bestand des Atelier Setzer-Tschiedel umfasst den beinahe komplett überlieferten Nachlass eines der führenden Wiener Porträtstudios in seiner ganzen Bandbreite. Das Archiv umfasst heute noch etwa 20.000 Glasplatten. Das penibel geführte Plattenbuch und die in Schachteln geordneten Abzüge sind ebenso erhalten wie die Musterbücher mit Schauspieler-, Sänger- und Tänzer-Porträts, das Telefonverzeichnis und das Gästebuch des Ateliers.

Die Porträts der Wiener Theater- und Opernlieblinge wurden in zahlreichen Zeitschriften und Büchern publiziert und von den Bewunderern ihrer Stars in Form von Postkarten gesammelt. Für Porträtfotografen wie Setzer waren Fotografien berühmter Künstler wichtige Einnahmequelle und mehrten gleichzeitig das Renomée des Studios. Die Schauspieler und Sänger ließen sich Karten anfertigen um sie selbst zu überreichen aber auch unter Fans und Verehrern fanden diese Aufnahmen reißenden Absatz. Wohlhabende Kunden ließen im Atelier Fotos von sich anfertigen, Familien des Großbürgertums waren Stammkunden. Die Fotoporträts von Franz Xaver Setzer vermitteln in ihrer Fülle ein eindrucksvolles visuelles Verzeichnis der Wiener Gesellschaft im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Weiterführende Infos zum Atelier Setzer-Tschiedel gibt es auf der Website des Ateliers:
www.setzer-tschiedel.at

Visuelles Gedächtnis der
FRANZ XAVER SETZER
Grete Wiesenthal in »Accelerationen«, 1928 © IMAGNO/Archiv Setzer-Tschiedel