WHITE AND BLACK
Timm Rautert » Otto Steinert »
Exhibition: 23 May – 28 Jun 2014
Thu 22 May 19:00
SETAREH Gallery
Koenigsallee 27-31
40212 Düsseldorf
+49 (0)211 -82827171
info@setareh-gallery.com
setareh-gallery.com
Mon-Fr 10-19, Sat 10-18
weiss und schwarz
fotografien von otto steinert und timm rautert
23. Mai - 28. Juni 2014
Vernissage 22. Mai 2014, 19 Uhr
Wir freuen uns außerordentlich, zum ersten Mal Werke von einem der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts, Otto Steinert (*1915 Saarbrücken – †1978 Essen), mit Werken seines bedeutenden Schülers, Timm Rautert (*1941 Tuchel, lebt in Essen und Berlin), zusammenzubringen. Beide Fotografen stehen für ein einzigartiges und vielschichtiges Werk, beide lehrten als Professoren der Fotografie, und beide verstehen Fotografie als eigenständige Kunst, die sie als solche weiter entwickelt haben und weiter entwickeln.
Der promovierte Mediziner Steinert war fotografischer Autodidakt, der schon als Jugendlicher begonnen hatte zu fotografieren. Im Jahr 1948 erhielt er die Möglichkeit, eine Fotoklasse an der Staatlichen Saarländischen Schule für Kunst und Handwerk zu gründen.
Dort entstand seine Ausstellungstriologie Subjektive Fotografie, die sein internationales Renommee auch als Kurator begründete. Später, im Jahr 1959, wurde er an die Folkwangschule für Gestaltung in Essen berufen, an der Timm Rautert in den 1960er Jahren sein Schüler war.
Die fotografische Ausbildung der deutschen Nachkriegszeit war geprägt von Steinerts Lehrtätigkeit, die auch zahlreiche internationale Studenten anzog.
Unter der Bezeichnung Subjektive Fotografie definiert er die Fotografie als eine eigenständige Kunst, welche eine autonome künstlerische Ausdrucksform finden soll. Nicht die Darstellung der Wirklichkeit, der „Objektivität“, ist es, die er sucht, sondern eine künstlerische Komposition, deren Idee und Ziel alle fotografischen Mittel untergeordnet werden.
Diese schließen ganz besonders die experimentellen Möglichkeiten der Beeinflussung des Bildes in der Dunkelkammer ein – noch extremer formuliert: „Die Fotografie entsteht erst in der Dunkelkammer“. Steinert widmete sich unterschiedlichen Sujets. Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre fotografiert er sehr viel in Paris. Stadtansichten mischen sich mit experimentellen Portraits und abstrahierten, streng formalen Kompositionen. Ganz besonders stechen seine Luminogramme hervor, die von der Malerei des Informel inspiriert sind. Nachts bewegt Steinert vor dem Licht der Straßenlaternen oder der Autos während einer langen Belichtungszeit seine Kamera und vermag so, wie Pinselstriche, eine abstrakte Komposition zu zeichnen.
Nach seinem Studium wendet sich Rautertzunächst der Reportage zu und ist unter anderem für die ZEIT, Merian und GEO tätig. Gleichzeitig entwickelt er sein künstlerisches Schaffen, und es entsteht dadurch ein sehr vielfältiges Werk. Von 1993 bis 2008 lehrt Timm Rautert als Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Ähnlich wie Steinert findet Rautert zu vielen Sujets einen formalen Bezug. Rautert verbindet die Fragen der bildnerischen Komposition hingegen mit dem Bezug zum Menschen und dem Menschlichen. So sind seine Aufnahmen von imposanter Architektur und städtischen Details aus New York und Japan, Ende der 1960er Jahre, stets bestimmt von einem Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Architektur. Fragen nach Individualität und Uniformierung des Menschen treten deutlich hervor, und eng damit verbunden die Fragen nach sozialen Rollen innerhalb der (zukünftigen) Gesellschaft.
Ganz besonders findet sich diese Eigenschaft in Rauterts Serie The Amish wieder, die er 1974 während eines längeren Aufenthalts in der Glaubensgemeinschaft der Amish in Pennsylvania, USA schafft. Mit dem alttestamentarischen Bilderverbot der Amish konfrontiert – woran das Schild am Baum des Dorfplatzes mit der Inschrift „no photographing“ eindringlichst erinnert – spiegeln die Fotografien unter anderem einen der zentralen Aspekte von Fotografie wider, nämlich die Distanz, die die Kamera kreiert. Man erkennt deutlich den räumlichen Abstand, den Rautert respektvoll wählt, um Bilder zu schaffen, die manches Mal die Ambivalenz der Fotografierten spiegelt. Die Köpfe senken sich, man streckt schützend den Arm aus, um abzuwiegeln, Kinder hingegen werden in ihrer Neugierde der Kamera gegenüber gezeigt. Jenseits ihrer dokumentarischen Qualität und ihrer psychologischen Tiefe, handeln viele der Kompositionen zugleich also auch von der Frage nach der Erweiterung der Grenzen des Abbildbaren.
In der Ausstellung werden mit wenigen Ausnahmen nur Vintage-Abzüge präsentiert!
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.