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BORDERLINE EMPIRE
Davide Monteleone: Red Thistle #027, 2009. © Davide Monteleone

Davide Monteleone »

BORDERLINE EMPIRE

Exhibition: 1 Jun – 5 Jul 2014

Sat 31 May 19:00

Kehrer Galerie

Potsdamer Str. 100
10785 Berlin


www.kehrergalerie.com

BORDERLINE EMPIRE
Davide Monteleone: Maidan #021, 2014. © Davide Monteleone

Davide Monteleone
"BODERLINE EMPIRE"


Ausstellung: 31. Mai bis 5. Juli 2014

Die Galerie Kehrer Berlin eröffnet ihre Räume mit dem in Rom und Moskau lebenden Fotografen Davide Monteleone (*1974). Unter dem Titel »Borderline Emprire« zeigt die Einzelausstellung anhand einer Auswahl aus den Werkserien »Dusha«, »Red Thistle«, »Spasibo« und »Maidan« einen Überblick aus mehr als zehn Jahren seines freien dokumentarischen Schaffens.

Ab seiner ersten Reise im Jahr 2001 quer durch die ehemalige Sowjetrepublik entstehen im Verlauf von sechs Jahren Fotografien, die Monteleone unter dem Titel »Dusha« 2007 veröffentlicht. Seine frühe Sicht auf Russland gibt das subjektive Bild eines Landes wieder, indem er Alltagsszenerien den gleichen Stellenwert einräumt wie den prominenten Schaltstellen der Macht, kolossalen Denkmalen, Vergnügungsparks oder aus den Zeiten des Kommunismus stammende Mietskasernen. Er zeigt Schauplätze, die nach dem Niedergang der Sowjetunion ihren Sinn teilweise komplett verloren haben und dennoch weiter existieren. Mit »Dusha (dt. Russische Seele)« bildet er Lebensräume ab, über welchen auch das Oligarchensystem als Teil des politischen Systems unter Putin schwebt und weiter wirkt wie ein durchdringender Nebel.

Vor Ende des zweiten Tschetschenienkriegs beginnt Monteleone 2007 seine Arbeit an der Serie »Red Thistle«. Er bereits sämtliche kaukasische Republiken zwischen Kaspischem und Schwarzem Meer. Er trifft auf, durch die zwei Tschetschenienkriege (1994–1996 und 1999–2009), zerrüttete Familien, auf zerstörte Städte und Dörfer und auf atemberaubende Landschaften – neben Tschetschenien in Abchasien, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien sowie in Nord- und Südossetien. Monteleone setzt in fotografischem Kolorismus Szenen der Besatzung, Bilder ausgebombter Häuser, die Erinnerung an die Geiselnahme von Beslan gleichrangig neben grandiose Landschaftsprospekte sowie Genre- und Porträtaufnahmen, die bei Hochzeiten, Konzerten oder religiösen Zusammenkünften entstehen. Die Fotografien sind damit einerseits Dokumente einer insgesamt menschenunwürdigen Politik und einer daraus folgend tief in sich gespaltenen und verunsicherten Bevölkerung zu einem Zeitpunkt, in dem sich nach Phasen des unfassbaren Terrors eine mögliche Ruhe einzustellen scheint. Sie sind andererseits wertfreie Zeugnisse der Annäherung an eine am Rande Europas liegenden Region sowie der persönlichen Begegnungen mit den dort lebenden Menschen und ihrer Kultur, ihrer Würde und ihrem Widerstand.

BORDERLINE EMPIRE
Davide Monteleone: Spasibo, Rada, 14, trying in a wedding dress…, 2013. © Davide Monteleone

Die Frage, wer letztlich als Sieger aus dem Tschetschenienkonflikt hervorging und zu welchem Preis die politische Stabilität speziell in Tschetschenien seit Wladimir Putins Ernennung von Ramsan Kadyrow als Präsident der autonomen Republik im März 2007 hergestellt werden konnte, ist das Thema von Davide Monteleones großformatiger Schwarzweiß-Serie mit dem Titel »Spasibo« (dt. Danke). Die 2012 mit dem renommierten CARMIGNAC GESTION PHOTOJOURNALISM AWARD ausgezeichnete Serie, die 2014 im Fotografie Forum Frankfurt sowie in der Saatchi Gallery in London gezeigt wird, erzeugt das Unbehagen, dass die wieder gefundene gesellschaftliche Ordnung nur durch ein autokratisches Regimes durchgesetzt wird, dessen Mittel von subtilem Terror bis flächendeckender medialer Propaganda reichen.

Davide Monteleones »Maidan«–Fotografien, zum einen vom Maidan-Platz aus dem Februar diesen Jahres sind Bilder der jüngsten Zeitgeschichte: Sie bilden einen Ort sowohl friedlichen Protests als auch gewalttätiger Ausschreitung ab und sind bereits Historie. Seine in schwarzen Grund eingebetteten und von jeglichem Kontext isolierten Objekte (Blumen, Kerzen, Gasmasken, Schlagstöcke u. a.) werfen hingegen den Blick auf die Mittel der Revolution: Fragmente, die Monteleones Fresko des ‚Borderline Empire’ auch im Sinne einer politischen Ikonographie fortschreiben.

Davide Monteleone studierte Fotografie und zieht Ende 2001 als Fotograf für die Agentur Contrasto, nach Moskau, wo er konstant bis 2003 lebt. Seine Fotografien erscheinen in nationalen und internationalen Medien, wie Time, Stern, The New York Times und The New Yorker. Seit 2003 pendelt er zwischen Italien und Russland – in dieser Zeit beginnt er, neben den fortlaufenden fotojournalistischen Aufträgen, seine eigenen Langzeitprojekte. Er veröffentlicht in der Folge mehrere Bücher: „DUSHA, Russian Soul“ 2007; „La linea inesistente“ 2009; „Red Thistle“ 2012 und „Spasibo“ 2013. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere „World Press Photo Awards“, 2011 den „European Publishers Award“, 2012 den „Carmignac Gestion Photojournalism Award“ sowie 2014 den „PDN Photo Annual Award“.

BORDERLINE EMPIRE
Davide Monteleone: Kiew, 2005. © Davide Monteleone
BORDERLINE EMPIRE
Davide Monteleone: Dusha 2004. © Davide Monteleone